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Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15 (2006)
                       

Steinhardt, K., W., Büttner, Ch., Müller B., (Hrsg.):

Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter.

Psychosozial Verlag: Gießen 2006

Drei- bis sechsjährige Kinder erleben die Welt auf besondere Weise: Noch stark bezogen auf primäre Bezugspersonen und verhaftet in magischen Vorstellungen, machen sie vielfältige soziale Erfahrungen in Vorschuleinrichtungen. Die Beziehungen innerhalb der Familie wie auch zu Gleichaltrigen und PädagogInnen in Kindertagessstätten gestalten maßgelblich das Aufwachsen und somit die psychische Entwicklung der Vorschulkinder.

In diesem Band wird aus psychoanalytisch-pädagogischer Perspektive der Frage nachgegangen, wie Kinder die vielfältigen sozialen und institutionellen Realitäten erleben und verarbeiten. Zentral wird diskutiert, wie Vorschuleinrichtungen – als erste Bildungsinstitutionen – den kindlichen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden können.

Eine Literaturumschau schließt den Band.

Inhalt des Jahrbuchs für Psychoanalytische Pädagogik 15 (2006):

Steinhardt, Kornelia:

Kinder zwischen drei und sechs – eine „neue“ Herausforderung für die Psychoanalytische Pädagogik?

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 9-14

Abstract: In diesem Beitrag, der in den Themenschwerpunkt einführt, wird aufgezeigt, dass in der aktuellen Debatte um die Vorschulerziehung die Psychoanalytische Pädagogik kaum involviert ist. Die Bedeutung des Bildungsbegriffs wird aufgezeigt und es wird angeregt, dass sich Psychoanalytische Pädagogik mit der Angemessenheit von Forschungsmethoden im Vorschulbereich auseinandersetzen sollte.

Göppel, Rolf:

»Kinder denken anders als Erwachsene ...« Die Frage nach dem »magischen Weltbild des Kindes« angesichts der These von der »Kindheit als Konstrukt« und angesichts der neuen Bildungsansprüche an den Kindergarten.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 15 - 38

Abstract: Die These vom »magischen Weltbild des Kindes« stellt ein zentrales Theoriestück psychoanalytischer Kinderkunde im Bezug auf das Kindergartenalter dar. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung diesem Theoriestück heute, angesichts einer zunehmend konstruktivistisch orientierten Kindheitsforschung einerseits und einer zunehmend lern- und effektivitätsorientierten Bildungsdebatte im Vorschulbereich andererseits noch zukommt. Dabei werden zunächst unterschiedliche Varianten der Beschreibung des kindlichen Weltbildes und der Typik des kindlichen Denkens diskutiert. Schließlich werden die Grundzüge und Grundpositionen jener kontroversen »Bildungsdebatte« vorgestellt, die durch die Ergebnisse der PISA-Studie im Bereich der Vorschulerziehung ausgelöst wurde. Dabei zeigen sich erstaunliche Parallelen zu einer ähnlichen Debatte, die in jenem Bereich schon einmal, nämlich zur Zeit der Bildungsreform Anfang der siebziger Jahre, geführt wurde.

Bogyi, Gertrude:

Magisches Denken und die Verarbeitung von traumatischen Ereignissen.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 39-56

Abstract: Magisches Denken ist geprägt von magisch-animistischen Vorstellungen, Ich-Bezogenheit, Finalität und Anthropomorphismus. Die Unterscheidung von Fantasie und Realität gelingt oft nicht. Dementsprechend gestaltet sich auch das Todeskonzept von Kindern. Traumatische Verlusterfahrungen werden kognitiv oft nicht begriffen, doch emotional erfasst. Dies führt zu entwicklungstypischen Schuld-, Allmachts- und Interventionsfantasien. Die Reaktion der Umwelt spielt bei der Verarbeitung eine entscheidende Rolle. Die Autorin zeigt auf, welche Abwehr- und Bewältigungsstrategien wirksam werden und wie Kinder traumatische Erfahrungen von Tod und Verlust verarbeiten.

Schäfer, Gerd E.:

Die Bildungsdiskussion in der Pädagogik der frühen Kindheit.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 57 - 80

Abstract: Die Bildungsdiskussion in der Frühen Kindheit ist nach mehreren Jahren wieder in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt. In dem Aufsatz wird der spezifische Beitrag der Psychoanalytischen Pädagogik zur Entwicklung dieser Diskussion aufgegriffen und mit neueren Entwicklungen der Kognitionsforschung verbunden. Dieser Diskussionslinie wird die Bildungsdiskussion gegenüber gestellt, die sich aus einigen übergreifenden Studien (u.a. DELFI, PISA) ergeben hat. Die beiden Bildungsverständnisse werden am Beispiel des Bayerischen Erziehungs- und Bildungsplans und der Bildungsvereinbarung Nordrhein-Westfalten gegenüber gestellt und diskutiert.

Textor, Martin:

Die Vergesellschaftung der Kleinkindheit: Kindertageseinrichtungen im Spannungsfeld kontroverser Erwartungen.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 81 - 96

Abstract: Zunächst werden die höchst unterschiedlichen »Aufträge« von Teilsystemen der Gesellschaft an Kindertageseinrichtungen dargestellt. Sie bedingen ein Spannungsfeld, da Kindertagesstätten einerseits Dienstleistungs- und andererseits Bildungseinrichtungen sein sollen. Es wird aufgezeigt, dass Erziehung und Bildung etwas anderes als Dienstleistungen sind. Der Bildungsbegriff wird diskutiert - zum einen aus historischer Sicht, zum anderen anhand der wenigen Publikationen von Elementarpädagog/innen zu dieser Thematik. Danach wird kurz auf die Bildungspläne der deutschen Bundesländer für den Elementarbereich eingegangen. Abschließend werden Implikationen für die Psychoanalytische Pädagogik herausgearbeitet.

Figdor, Helmuth:

Psychoanalytische Pädagogik und Kindergarten: Die Arbeit mit der ganzen Gruppe.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 97-126

Abstract: Die Arbeit berichtet von dem Versuch, psychoanalytisch-pädagogische Gestaltungsmöglichkeiten des Kindergartenalltags zu entwerfen und praktisch auszuprobieren, die über das Bemühen um szenisches Verstehen (im Rahmen von Supervision) in dreierlei Hinsicht hinausgehen: Erstens orientieren sie sich weniger an »konflikttypischen Szenen«, sondern an der langfristigen emotionalen Entwicklung der Kinder, was notwendiger Weise eine pädagogische Bestimmung dessen, was »gelungene Entwicklung« oder »psychische Gesundheit« heißen kann, voraussetzt. Zweitens sollen die psychoanalytisch-päd¬agogisch geleiteten Handlungen der Erzieherin nicht einzelne Kinder (mit besonderen Problemen), sondern die ganze Gruppe im Auge haben. Drittens geht es weniger um konkretes Verstehen dessen, was ist, sondern um die Herstellung einer Art normativen Rahmens, der die Wahrscheinlichkeit, dass alle Kinder entwicklungsfördernde Erfahrungen machen, zu erhöhen vermag. Wird »Entwicklung« psychoanalytisch verstanden, heißt das natürlich: strukturelle Voraussetzungen für die Möglichkeit der Verarbeitung der vielfältigen inneren Konflikte der ödipalen Phase zu schaffen.

Siraj-Blatchford, Iram, Sylva, Kathy, Taggart, Brenda, Melhuish, Edward, Sammons, Pam und Elliot, Karen:

Was kennzeichnet qualitativ gute Vorschulbildung? Ergebnisse von Einzelfallstudien in britischen Vorschuleinrichtungen.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.):
Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 127 - 138

Abstract: In Großbritannien wird seit 1997 in der groß angelegten Studie ›The Effective Provision of Pre-school Education – EPPE‹ der Entwicklungsprozess von 3000 Vorschulkindern begleitet. Dabei wurde untersucht, was Vorschuleinrichtungen kennzeichnet, in denen die Kinder überdurchschnittliche Entwicklungsfortschritte im sozialen und/oder kognitiven Bereich verzeichneten. Auf der Basis von 14 Fallstudien über qualitativ hochwertige Einrichtungen wurden analysiert, wie diese Einrichtungen strukturiert sind, wie pädagogisch gearbeitet wird und auf welchen Haltungen sie aufbauen. Dabei zeigt sich, dass die Qualität hervorragender Einrichtungen auf zahlreichen »Säulen« ruht, die in ihrer Kombination wirksam werden. Dazu zählen die starke Bildungsorientierung, die Mitarbeiterkompetenz, der differenzierte Umgang mit den Kindern, die Betonung von sowohl sozialem und kognitivem Lernen, die nachhaltig wirksames gemeinsames Nachdenken, die Einbeziehung der Eltern, die Qualität der Leitung, u.a.m. Die Ergebnisse werden differenziert vorgestellt und diskutiert.

Cath, Arnold:

Pädagogische Haltungen von Betreuungspersonen und Eltern im Umgang mitVorschulkindern.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 139-151

Abstract: Es wird eine Untersuchung vorgestellt, die im Pen Green Centre (Corby, Northamptonshire, Großbritannien) durchgeführt wurde. Auf der Basis von Videoanalysen wurde erforscht, welche Haltungen und Strategien PädagogInnen in der Arbeit mit Vorschulkindern einsetzen, um sie in ihren Aktivitäten zu unterstützen. Es zeigte sich, dass alle 12 Strategien, die im Zuge der Analysen herausgearbeitet wurden, entweder emotional oder kognitiv ausgerichtet waren. Die Autorin beschreibt, wie drei verschiedene PädagogInnenteams in Pen Green mit Hilfe der 12 Strategien ihre pädagogische Arbeit selbst evaluierten, inwieweit dieser Selbstevaluationsprozess als hilfreich, aber auch als belastend erlebt wurde und wie das Forscherteam und die pädagogischen MitarbeiterInnen mit diesen Erkenntnissen umgingen. Abschließend werden pädagogische Konsequenzen gezogen sowie Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens aufgezeigt.

Tait, Colette :

Emotionales Wohlbefinden und Resilienz des Kindes: die Bedeutung von
»Chuffedness«.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 152 - 161

Abstract: Im Zuge des Forschungsprojekts »Emotionales Wohlbefinden und Resilienz«, das in einer Vorschuleinrichtung des Pen Green Centres (Corby, Northamptonshire, Großbritannien) durchgeführt wurde, extrapolierten die ForscherInnen einen Gefühlsausdruck von Kindern, mit dem sie stolze Zufriedenheit zeigen, nachdem sie eine herausfordernde, anstrengende Leistung vollbracht haben. Sie nannten dieses Gefühl »Chuffedness«. Es wird herausgearbeitet, was Chuffedness charakterisiert, und anhand einzelner Fallvignetten wird dieser emotionale Zustand näher beschrieben.

Kobelt Neuhaus, Daniela:

Kindertageseinrichtungen der Zukunft – Aufgaben und Chancen. Ein Essay aus der Perspektive von Fort- und Weiterbildung.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 162 - 173

Abstract: Die Autorin geht der Frage nach, welchen Anforderungen sich die Fort- und Weiterbildung von PädagogInnen, die in Kindertageseinrichtungen arbeiten, zu stellen hat. Sie zeigt auf, dass die Pädagogik von morgen nicht aus der Pädagogik von gestern generiert wird, sondern durch die in der Postmoderne typischen Prozesse des Wandels charakterisiert ist. Kindergemeinschaften, die durch kulturelle Verschiedenheit, soziale Vielschichtigkeit und emotionale Unberechenbarkeit gekennzeichnet sind, können sich nur bedingt an tradierten, vermeintlich allgemein gültigen Normen und Werten orientieren. Diese vielschichtigen Anforderungen bedürfen kompetenter, reflexionsfähiger PädagogInnen, die individuell und situationsbedingt handeln können. Daher sollte die Ausbildung auf Fachhochschulniveau stattfinden und Weiterbildung zu Situationsanalysen befähigen, was permanente Supervisionsbegleitung erfordert.

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Kritische Glosse

Füchtner, Hans:

Ich-AG Dreikäsehoch.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 174-186

Abstract: In Zeiten der Globalisierung werden alle gesellschaftlichen Bereiche ökonomischen Imperativen unterworfen. So auch Erziehung und Bildung. Der Unternehmer wird zum pädagogischen Ideal erhoben. Was bedeutet eine solche Funktionalisierung von Erziehung für die Psychoanalytische Pädagogik? Ist diese dafür überhaupt geeignet? Soweit die Überlegungen, die der Autor dazu und zu einigen Aspekte des Verhältnisses Psychoanalyse – Ökonomie anstellt, satirischen Charakter bekommen, liegt das weniger in der Absicht des Autors, als vielmehr an der Realität, mit der er sich auseinandersetzt.

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Literaturumschau

Fleischmann, Kathrin und Vock, Elisabeth:

Jüngere Publikationen zu speziellen Praxisbereichen und Fragestellungen der Psychoanalytischen Pädagogik.

In: Steinhardt, K., Büttner, Ch., Müller, B. (Hrsg.): Kinder zwischen drei und sechs. Bildungsprozesse und Psychoanalytische Pädagogik im Vorschulalter. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 15], 187-213

Abstract: Auch das diesjährige Jahrbuch wird mit einer Literaturumschau abgerundet. In mehreren thematisch gegliederten Kapiteln werden aktuelle Veröffentlichungen zu verschiedenen Fragestellungen psychoanalytisch-pädagogischer Theoriebildung und Praxis überblicksweise dokumentiert. Im Umschauartikel finden Beiträge zu folgenden Fragenkomplexen Darstellung: (1.) Publikationen zu grundlegenden und historischen Fragestellungen Psychoanalytischer Pädagogik; (2.) Aktuelle Literatur zu verschiedenen Praxisbereichen Psychoanalytischer Pädagogik; (3.) Beiträge zu entwicklungspsychologischen und sozialisationstheoretischen Fragestellungen und (4.) Veröffentlichungen zu weiteren Themenstellungen mit psychoanalytisch-pädagogischer Relevanz.

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