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Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13 (2002)
                       

Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.):

Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern.

Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002

Im vorliegenden Band werden aus psychoanalytisch-pädagogischer Perspektive Fragen der Professionaliserung von sozialen und pädagogischen Fachkräften behandelt. Damit wird ein praxisnaher und theoretisch fundierter Ansatz der Reflexion und Selbstreflexion von Handlungskonflikten im beruflichen Alltag vorgestellt.

Im Unterschied zur sozialwissenschaftlich/soziologisch dominierten Professionalisierungsdiskussion stellt dieser Ansatz den Dialog und die interaktive Ausgestaltung von helfenden und pädagogischen Beziehungen in den Vordergrund. Fachkräfte werden somit als Beteiligte an der professionellen Interaktion verstanden. Förderliche Beziehungsarrangements fundieren auf wechselseitig ausgerichteten emotionalen Erfahrungsprozessen, die sinnhaft zu deuten sind und selbstreflexiver Kontrolle unterliegen. Psychoanalytisch-pädagogisch fundierte Professionalität verbindet systematisches Theorie-Wissen mit fallbezogenem intuitivem Wissen, das auf der »Kunstlehre« eines psychoanalytischen Verstehensansatzes basiert.

Darüber hinaus enthält das Jahrbuch Umschauartikel. Ein Artikel informiert über psychoanalytische Konzepte der Aus- und Weiterbildung.

Inhalt des Jahrbuchs für Psychoanalytische Pädagogik 13 (2002):

Müller, Burkhard, Krebs, Heinz, Finger-Trescher, Urte:

Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Impulse der Psychoanalytischen Pädagogik. Einleitung in den Themenschwerpunkt.

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 9-26

Abstract: Ausgangspunkt der Untersuchung ist die These, dass sich die aktuelle Debatte zum Beitrag der Psychoanalyse zur pädagogischen Professionalität um zwei Pole gruppiert: Einerseits geht es dabei um die Frage des Professionalitätsverständnisses der Psychoanalyse und seine Relevanz für das pädagogische Handlungsfeld; andererseits um die Frage der Professionalisierbarkeit und Professionalisierungsbedürftigkeit pädagogischen Handelns sowie der Bedeutung, der dabei der Psychoanalyse im Hinblick auf die Erhöhung „selbstreflexiver“ Kompetenzen von Pädagogen zukommt. Die Autorinnen selbst verorten den Beitrag der Psychoanalytischen Pädagogik dabei in der Unterstützung von pädagogischen und sozialen Fachkräften bei der Problembearbeitung auf mehreren Ebenen ihres Tuns, wobei es neben der Reflexion der Bewusstseins-Verborgenen Motive und Selbstauffassungen des Klienten und des professionell Handelnden auch um das Verstehen der Beziehungsdynamik geht, die sich in der Klient-Helfer-Beziehung einstellt. Abschließend geben die AutorInnen einen Ausblick auf jene Beiträge des vorliegenden Bandes, die sich mit der Frage der Bedeutung der Psychoanalytischen Pädagogik für die Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern widmen.

Müller, Burkhard:

Beziehungsarbeit und Organisation. Erinnerung an eine Theorie der Professionalisierung sozialer Arbeit

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 27-46

Abstract: Der Autor vertritt die These, dass das oft diffuse Bild , welches die sozialpädagogische Professionsentwicklung bietet auch durch einer Unkenntnis der eigenen fachhistorischen Traditionen bedingt ist. Diese These wird am Beispiel der weithin vergessenen Tradition des so genannten „Functional Social Work“ aus den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts entfaltet. Es wird gezeigt, dass dies an den Psychoanalytiker Otto Rank aber auch an den frühen Interaktionismus (G.H. Mead) anknüpfende Konzept vielen aktuellen Fragen sozialpädagogischer Professionalisierung vorgreift und dabei zu überraschend anderen Antworten kommt als der sozialpädagogische Mainstream.

Krebs, Heinz:

Emotionales Lernen in der Schule – Aspekte der Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 47-69

Abstract: Emotionales Lernen und Erfahrungsbildung ist für die Professionalisierung von Lehrerinnen sehr bedeutsam und ist ein zentraler Ausgangspunkt für die Erneuerung und Veränderung der sozialen Beziehungen in Schule und Unterricht. Schule muss sich auf ihr (sozial-) pädagogisches Fundament besinnen. Unterrichten ist nur möglich, wenn die interaktive Herstellung von Bildungsprozessen wieder in den Mittelpunkt rückt und ein technisches Verständnis von Unterricht überwunden wird. Nicht die sozialen und interaktiven Prozesse in Schulbetrieb und Unterricht sind planbar, sondern nur die Rahmung dieser Prozesse. Alles andere führt zu destruktiven Machtauseinandersetzungen, die Schule als bürokratischen Machtapparat vereinseitigen. Die Aneignung psychoanalytisch-pädagogisch fundierter psychosozialer Kompetenzen kann ein Baustein sein, um Schule aus ihrer permanenten Krise ein Stück weit herauszuführen.

Figdor, Helmuth:

Psychoanalytisch-Pädagogische Erziehungsberatung. Ein Wiener Modell.

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 70-90

Abstract: Der Beitrag von schließlich stellt ein Modell vor, das beispielhaft zeigt, wie ein professionelles Kompetenzprofil entwickelt werden kann, welches weder die Psychoanalyse im pädagogischen Handlungsfeld rezeptologisch verkürzt „anwendet“, noch voraussetzt, dass (Sozial)-Pädagogen erst „Analytiker“ werden müssen, um die oben beschriebenen Aufgaben bewältigen zu können. Es handelt sich um den von der Wiener „Arbeitsgemeinschaft Psychoanalytische Pädagogik“ (APP) entwickelten Studiengang Erziehungsberatung. In dem hier abgedruckten Beitrag wird neben einer kurzen Vorstellung des Curriculums der Ausbildung vor allem deren theoretischer Ansatz entfaltet. Zentrales Thema ist die Bedeutung von „Übertragungs-“ und „Gegenübertragungsreaktionen“ im pädagogischen Beratungshandeln. Es ist die „Gretchenfrage jeder psychoanalytisch orientierten oder inspirierten Tätigkeit“ (Figdor). Figdors Beitrag versucht dabei vor allem den Begriff der pädagogischen „Aufklärung“ – in Abgrenzung zu Therapie - neu zu bestimmen.

Hirblinger, Heiner:

Ein „Organ für das Unbewußte“ auch für Lehrer? Der Beitrag der psychoanalytischen Pädagogik zur Frage der Professionalisierung in der Lehrerbildung.

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 91-110

Abstract: Allen Professionalisierungsprozessen im schulpädagogischen Kontext liegt bis heute ein sehr wirksamer „heimlicher Lehrplan“ zugrunde. Diesen gilt es zunächst zu verstehen, um von hier aus in praxeologischer Reflexion über Krisenerfahrungen die weiterführenden Impulse einer psychoanalytisch-pädagogisch begründeten Auffassung von Professionalisierung im Lehrerberuf zu nutzen. Beim Erwerb eines neuen professionellen Ichideals und einer damit assoziierten psychoanalytisch-pädagogischen Methodenkompetenz – so die These des Beitrags – müsste dabei die Analyse des „adoleszenten Komplexes“ im Lehrer in den Mittelpunkt rücken.

Krumenacker, Franz-Josef:

Professionalisierung im pädagogisch-therapeutischen Milieu.

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 111-122

Abstract: Der Beitrag skizziert das Modell von Professionalisierung wie es an der Orthogenic School, dem stationären Behandlungszentrum für emotional gestörte Kinder an der Universität von Chicago, unter ihrem langjährigen Leiter Bruno Bettelheim (1903-1990) entwickelt und praktiziert wurde. Die Professionalisierung von neuen MitarbeiterInnen fand dort in Form eines intensiven mehrjährigen ,In-Service-Trainings’ statt. Nach der Darstellung von drei zentralen theoretisch-konzeptionellen Grundlinien der Orthogenic School wird das Grundprinzip der dort favorisierten Form von Professionalisierung – die Reintegration des Mitarbeiters mit und durch seine Patienten – vorgestellt. Der typische Verlauf des Prozesses der Professionalisierung steht sodann im Mittelpunkt. Er wird anhand eines Dreiphasenmodells beschrieben. Der Beitrag schließt mit einer kursorischen Reflexion des vorgestellten Verständnisses von Professionalisierung.

Eggert-Schmid Noerr, Annelinde:

Über Humor und Witz in der Pädagogik.

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 123-140

Abstract: Humor war einmal ein zentrales Thema der Pädagogik, nämlich ihrer geisteswissenschaftlichen Richtung, aber er scheint weitgehend daraus verschwunden. Denn dieses Konzept des Humors war auf die Persönlichkeit des Erziehers im Ganzen bezogen. Demgegenüber wird in der heute vorherrschenden pädagogischen Professionalisierungstheorie das Anforderungsprofil der Erzieher dadurch bestimmt, dass einzelne Handlungsformen und Maßnahmen personenunabhängig instrumentell einsetzbar werden. Auch in diesem Zusammenhang gibt es das Thema der Situationsumdeutung durch Lachen, aber es handelt sich weniger um eine Fortsetzung des traditionellen Humorkonzepts als um dessen Umkehrung: Während die geisteswissenschaftliche Pädagogik einen Humor ohne Witz vertrat, enthalten heutige Konzepte professioneller Interventionsformen einen Witz ohne Humor. Wie kann unter diesen Voraussetzungen das klassische Konzept des Humors reformuliert werden? Gibt es eine Pädagogik mit Witz und Humor?

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Literaturumschau

Datler, Wilfried, Datler, Margit, Sengschmied, Irmtraud, Wininger, Michael:

Psychoanalytisch-pädagogische Konzepte der Aus- und Weiterbildung. Eine Literaturübersicht.

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 141-171

Abstract: In diesem Umschauartikel werden Veröffentlichungen vorgestellt, die von Konzepten der psychoanalytisch-pädagogischen Aus- und Weiterbildung handeln. Im einleitenden (1.) Kapitel wird auf die Bedeutung der Trias Selbsterfahrung-Theorieaneignung-Praxisreflexion, im anschließenden (2.) Kapitel auf historische Anfänge der psychoanalytisch-pädagogischen Aus- und Weiterbildung verwiesen. Das (3.) Kapitel handelt von Literatur über aktuelle Aus- und Weiterbildungsgänge sowie Aus- und Weiterbildungsprojekte. Daran schließen sich Kapitel, in denen Veröffentlichungen (4.) über psychoanalytische Selbsterfahrung im Dienste der Entfaltung psychoanalytisch-pädagogischer Kompetenz, (5.) über die Ausbildung von psychoanalytischen Kompetenzen durch die Teilnahme an Beobachtungs-Seminaren, (6.) über Literatur zur Reflexion pädagogischer Praxis sowie (7.) Literatur über diverse Formen der – v.a. erfahrungsbezogenen – Aneignung von Theorie. Der Artikel schließt mit Hinweisen auf Publikationen, in denen der Zusammenhang zwischen institutionellen Gegebenheiten und der Vermittlung psychoanalytisch-pädagogischer Kompetenzen kritisch thematisiert wird.

Almeder, Natascha und Desch, Barbara:

Über aktuelle Publikationen zu verschiedenen Fragestellungen Psychoanalytischer Pädagogik.

In: Finger-Trescher, U., Krebs, H., Müller, B., Gstach, J. (Hrsg.): Professionalisierung in sozialen und pädagogischen Feldern. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2002 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 13], 172-199

Abstract: Auch in diesem Jahr wird das Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik mit einem Literaturumschauartikel abgerundet, in welchem ein Überblick über aktuelle Veröffentlichungen zu psychoanalytisch-pädagogischen Themen und Fragestellungen gegeben wird. Die Beiträge werden im Rahmen der folgenden thematischen Schwerpunkte referiert: (1.) Publikationen zu grundlegenden und historischen Fragestellungen Psychoanalytischer Pädagogik; (2.) Jüngere Literatur zu verschiedenen Praxisbereichen Psychoanalytischer Pädagogik; (3.) Beiträge zu entwicklungspsychologischen und sozialisationstheoretischen Fragestellungen; (4.) Veröffentlichungen zu weiteren Themenstellungen mit psychoanalytisch-pädagogischer Relevanz.

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