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Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11 (2000)

                       

Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.):

Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel.

Psychosozial–Verlag: Gießen 2000

Heute existieren neben der Vater-Mutter-Kind-Familie zahlreiche andere Formen des familialen Zusammenlebens - so etwa Scheidungsfamilien, Familien mit alleinerziehenden Müttern und Vätern, Familien mit gleichgeschlechtlichen Paaren oder Migrationsfamilien. Diese Situation wird aus psychoanalytischer und pädagogischer Sicht thematisiert, Konsequenzen für Pädagogik, Beratung und Therapie werden (mit Fallbeispielen) aufgezeigt.

Eine Literaturumschau behandelt das Thema "Alter und Altern" und beleuchtet aktuelle psychoanalytisch-pädagogische Publikationen.

Inhalt des Jahrbuchs für Psychoanalytische Pädagogik 11 (2000):

Büttner, Christian, Krebs, Heinz, Winterhager-Schmid, Luise:

Einführung in den Themenschwerpunkt: Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 9-21

Abstract: In ihrem Beitrag zur Einführung in den diesjährigen Themenschwerpunkt gehen die AutorInnen davon aus, dass heute vielfach in der Zunahme familialer Lebensformen eine Gefährdung der traditionellen Familienform gesehen werde. Dieser Vorstellung liege ein normativer Familienbegriff im Sinne der Vollständigkeit einer Familie zugrunde, eine Vorstellung, die auch im Bereich der Familienforschung erst jüngst dem Versuch weiche, zu beschreiben, was Familie tatsächlich ist. In diesem Zusammenhang weisen die AutorInnen auch darauf hin, dass unter familienhistorischem Blickwinkel die letzten Jahrhunderte immer eine Vielfalt von Familienformen aufwiesen. Deshalb schlagen die AutorInnen vor, unter Familie eine „auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft eines oder mehrerer fürsorglicher und erziehender Erwachsener mit einem oder mehreren Kindern“ zu verstehen. Abschließend stellen die AutorInnen fest, dass nicht die Vielfalt familialer Lebensformen Anlass zur Sorge sein sollte, sondern andere Tatsachen wie beispielsweise die Tatsache, dass die Mehrheit der Erwachsenenhaushalte heute kinderlos lebt. Weitere Problemfelder bestünden in der Zunahme von sog. Scheidungswaisen und in der Armutsgefährdung von Alleinerziehenden. Ihren Beitrag schließen die AutorInnen mit einem kurzen Ausblick auf die sieben Beiträge des Themenschwerpunktes des 11. Bandes des Jahrbuches für Psychoanalytische Pädagogik.

Lange, Andreas und Lüscher, Kurt:

Vom Leitbild zu den Leistungen. Eine soziologische Zwischenbilanz des aktuellen Wandels von Familie.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 22-52

Abstract: Die soziologische Zwischenbilanz setzt ein mit einer Beschreibung der öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit für Zustand und Zukunft der Familie. Aufgezeigt wird der polare Charakter der „Familienrhetorik“, der darauf verweist, wie wichtig Definitionen und Beschreibungen von Familie für einen vernünftigen Diskurs sind. Ein großes Gewicht für das Verständnis der „Normalität“ von Familien als privaten Lebensformen nehmen demographische Daten ein. Die je nach wissenschaftlichem Standpunkt als große oder weniger große eingeschätzten Vielfalt von morphologischen Familienformen lässt sich als Bemühen interpretieren, unter aktuellen Bedingungen Familie zu leben. Vor diesem Hintergrund verschiebt sich der Schwerpunkt familienwissenschaftlicher Arbeit derzeit hin zur Anlage der konkreten Aufgabenerfüllung im Rahmen übergreifender Modernisierungsprozesse. Diese Aufgabenfelder werden anhand neuerer empirischer Befunde konkret beschrieben und typisiert. Ein Exkurs zeichnet nach, wie in der Familienpolitik dieser Leistungscharakter von Familie zunehmend anerkannt wird. Der Ausblick resümiert die Konsequenzen der Umrüstung der familiensoziologischen Beobachtungsinstrumentarien und verweist auf die Potentiale für die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Buchholz, Michael B.:

Wie kann Familienberatung und Familientherapie auf die sich ändernden Familienprobleme antworten?

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 53-67

Abstract: Die Bedeutung der Familientherapie wird an Beispielen herausgestellt. Sie liegt darin, die unbewussten Beziehungsdimensionen (an einer familientherapeutischen Sitzung gezeigt, in der ein Traum berichtet wird) erfahrbar und artikulierbar zu machen und den Familien bei der Ausgestaltung innovativer Formen des Zusammenlebens zu helfen. Familientherapeuten sollten sich den Aufgaben des sozialen Wandels stellen. Festgestellt wird auch, dass Psychoanalytiker und Familientherapeuten in den Berichten über ihre Erfahrungen konvergieren, hier also Kontroversen entschärft werden können.

Finger-Trescher, Urte:

Psychosoziale Beratung von Familien im institutionellen Kontext. Aktuelle Fragen und konzeptionelle Überlegungen.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 68-83

Abstract: In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Gesellschaft und mit ihr auch die Formen familiären Zusammenlebens erheblich verändert. Die privaten Lebensverhältnisse sind wählbar geworden in einer bislang nicht gekannten Vielfalt und damit einhergehend natürlich auch die Familienverhältnisse. Viele Menschen fühlen sich unsicher und überfordert und suchen psychosoziale Beratung. Die Autorin geht der Frage nach, welche Bedingungen Beratungsinstitutionen erfüllen sollten, um auf den vielfältigen und unterschiedlichen Bedarf Ratsuchender angemessen reagieren zu können. Dabei zeigt sie vier Problemlagen auf, die insbesondere für den Bereich der Erziehungsberatung, aber auch für andere psychosozialen Beratungsinstitutionen, typisch erscheinen.

Rauchfleisch, Udo:

Familien mit gleichgeschlechtlichen Paaren. Probleme und Chancen.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 84-97

Abstract: Gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern sehen sich mit etlichen Problemen konfrontiert, die vor allem durch die in der Bevölkerung nach wie vor verbreiteten negativen Klischeebilder von Lesben und Schwulen bedingt sind. Wie Langzeitstudien zeigen, entwickeln sich die in solchen Familien aufwachsenden Kinder in Bezug auf ihre Identität, ihre Emotionalität und ihre sozialen Kompetenzen trotz dieser Schwierigkeiten jedoch so wie Kinder aus vergleichbaren heterosexuellen Familien. Diese Befunde stehen durchaus in Einklang mit unseren psychodynamischen Entwicklungstheorien.

Dammasch, Frank:

Das Kind, seine alleinerziehende Mutter und der virtuelle Vater.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 98-116

Abstract: Der Autor zeigt anhand einer ausführlichen Einzelfalldarstellung auf, in welchem inneren Spannungsfeld ein Mädchen bei der Lösung von der allein erziehenden Mutter und bei der Annäherung an einen männlichen Dritten lebt. Es wird herausgearbeitet, dass auch ein Kind, das seinen Vater nicht kennt, ein ausgeprägtes inneres Vaterbild entwickeln kann. Während die Repräsentanz des abwesenden Vaters – der virtuelle Vater – in kreativer Weise bei der Strukturierung der inneren Welt genutzt werden kann, bringt der Mangel der Verinnerlichung eines positiv miteinander verbunden Elternpaares das Kind in einen ängstigenden inneren Loyalitätskonflikt beim Übergang von der dyadischen Mutterwelt zur ödipalen Vaterwelt. Ein Mädchen braucht dabei einen Vater zunächst nicht als ödipales Liebesobjekt, sondern als Identifikationsobjekt, um mit Hilfe der Differenz des männlich Anderen sich aus der homophilen Ähnlichkeitsverbindung mit der Mutter zu lösen und so das Interaktionsfeld von der Dyade zur Triade erweitern zu können.

Khalik, Fakhri:

Leben in zwei Heimatländern - Erfahrungen aus der psychotherapeutischen Arbeit mit Mitgliedern aus Migrantenfamlien.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 117-126

Abstract: Anhand eigener Migrationserfahrungen entfaltet Fakhri Khalik eine Sichtweise von Familie, die einerseits der individuellen Zugangsweise klassischer psychoanalytischer Praxis entspricht, andererseits die Konstruktion einer synthetischen Identität als Bindeglied zwischen den Spannungen der eigenen Herkunft und der Kultur des Aufnahmelandes in den Vordergrund stellt. Zahlreiche Beispiele erläutern verschiedene Typen von Familienschicksalen, die im Aufnahmeland eine je eigene Familiendynamik begründen. Der Zugang zu Migrationsfamilien bedarf einer verstehenden Grundhaltung, die die Notwendigkeit der Migrationsfamilien im Auge hat, die Spannung zwischen den gewohnten Erwartungen an die eigenen Familienmitglieder sowie an die Umwelt und deren vollständiger Umstellung in eine erträgliche Balance zu bringen. Eine gelungene Akkulturation ist dann wahrscheinlich, wenn es den Familienmitgliedern gelingt, die synthetische Identität zu etablieren.

Rummel, Carsten:

Die Freiheit, das Chaos der Liebe und die Notwendigkeit einer neuen Generationenethik.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 127-144

Abstract: Der Autor beschreibt zunächst die soziologischen Hintergründe der Reform des Kindschaftsrechts in der BRD und stellt dann die aus seiner Sicht daraus abzuleitenden Schlussfolgerungen für familienberaterische und -therapeutische Tätigkeiten dar. Dieses Kindschaftsrecht geht davon aus, dass Kinder unabhängig davon, ob ihre Eltern in Gemeinschaft leben, einen Anspruch auf Sorge und Erziehung durch beide Elternteile haben. Dem entspricht Rummel zufolge die Pflicht der Eltern, diese Aufgaben auch praktisch zu erfüllen, eine Pflicht, die auch den Kern einer „neuen“ Generationenethik ausmacht. Für professionelle Fachkräfte in Beratung und Therapie bedeutet dies, dass sie sich ebenfalls dieser Ethik verpflichtet fühlen, aktiv gegenüber den Eltern dafür eintreten und sich nicht mehr hinter einem Neutralitätsgebot ihrer jeweiligen beraterischen oder therapeutischen Schulen „verstecken“.

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Literaturumschau

Kinast-Scheiner, Ulrike:

Psychoanalytische Beiträge zum Prozeß des Alterns. Ein Literaturbericht.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 145-183

Abstract: Obwohl sich das Tabu in jüngerer Zeit etwas gelockert hat, ist das Thema „Alter(n)“ nach wie vor ein „Stiefkind“ der Psychoanalyse. In einer ersten Annäherung weist dieser Umschauartikel vor allem auf die Widerstände gegen eine Auseinandersetzung mit dem Thema Altern und gegen die Bereitschaft, mit alten Menschen psychoanalytisch zu arbeiten, hin. Im Anschluss werden die Anfänge des „Dialogs“ zwischen Altern und Psychoanalyse in den USA und im deutschsprachigen Raum skizziert. Es wird über allgemeine und altersspezifische Entwicklungs- und Krankheitstheorien referiert und ein Einblick in die psychodynamische Sicht des Alterns gegeben. Abschließend befasst sich der Artikel mit der Bildungsarbeit mit älteren und alten Menschen, wobei festgehalten wird, dass Altenbildung auch Hilfe zur Bewältigung von „Entwicklungsaufgaben“ und biographischen Krisen sein kann. Von einem psychoanalytisch-pädagogischen Verständnis von Bildungsarbeit mit älteren und alten Menschen ist man aber noch meilenweit entfernt

Ereky, Katharina und Richtarz, Judit:

Über aktuelle Publikationen zu verschiedenen Fragestellungen Psychoanalytischer Pädagogik.

In: Büttner, Ch., Krebs, H., Winterhager-Schmid, L. (Hrsg.): Gestalten der Familie – Beziehungen im Wandel. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2000 [Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 11], 184-214

Abstract: In dieser Literaturumschau, die traditionsgemäß das Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik abrundet, wird ein Überblick über das weite Spektrum an Themen und Fragestellungen gegeben, mit welchen sich psychoanalytisch-pädagogisch orientierte Autoren und Autorinnen zurzeit beschäftigen. Vorgestellt werden Einzelbeiträge, Aufsatzsammlungen und Buchpublikationen zu grundlegenden Fragen Psychoanalytischer Pädagogik, zu speziellen Praxisbereichen Psychoanalytischer Pädagogik, zu entwicklungspsychologischen und sozialisationstheoretischen Überlegungen sowie zu weiteren Themenstellungen mit psychoanalytisch-pädagogischer Relevanz.

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