Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2 (1990) |
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Inhalt des Jahrbuchs für Psychoanalytische Pädagogik 2 (1990)Hirblinger, Heiner: Die Gegenübertragungsreaktion im Unterricht. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 1990, 7-26 Abstract: In einer Zeit, in der die psychoanalytische
Technik mit einem erweiterten Übertragungskonzept genuin pädagogische
Momente in ihre Praxeologie aufnimmt, bleibt der schulischen Pädagogik
nach wie vor der Zugang zu dieser Dimension völlig verschlossen.
Die Analyse der Gegenübertragungsreaktion ist jedoch für ein
volles Verständnis der pädagogischen Interaktion unverzichtbare
Voraussetzung. An zwei Fallbeispielen aus der eigenen Praxis des Autors
soll gezeigt werden, daß sie die Bearbeitung pädagogischer
Störungen sowie die Aufklärung der sog. didaktischen Deformation
leisten kann. Ermer, Rudolf: Die Sehnsucht des Lehrers nach Wohlbefinden. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 1990, 27-53 Abstract: Der Verfasser - selbst Autor eines Lehrertagebuches - analysiert das Tagebuch des H. v. Schoenebeck: »Der Versuch, ein kinderfreundlicher Lehrer zu sein«. Die Methode ist die der psychoanalytischen Textinterpretation (besonders Reflexion von Identifikation und Gegenübertragungsreaktionen). Als Folien der Betrachtung dienen dem Verfasser die Konzepte des »primären Narzißmus« und des »frühen Selbst« (nach D.W. Winnicott). Grundthema der Interpretationen bildet nach Joffe und Sandler die Suche des Lehrers nach einem frühen »Idealzustand des Wohlbefindens«. Als Hauptthese ergibt sich, daß der progressiv-kinderfreundliche Lehrer in Wahrheit nicht so ist, sondern daß es ihm eher um primäre, regressionsgefärbte Arrangements von Harmonie, Sicherheit und narzißtischen Bestätigungen geht als um unterrichtlich-erzieherische Anstrengungen. Die Problematik progressiv-antischulischer Handlungsentwürfe
wird an bestimmten Szenen des Tagebuches und deren Interpretation verdeutlicht.
Die Schwerpunkte der interpretativen Kapitel betreffen den Nachweis
des Aufbaus früher Harmoniezustände mittels »Medien
der Sicherheit«, des autoritären »Kontakt-Herstellungsverhaltens«
des Lehrers, der Orientierung auf Privatbeziehung zu den Schülern
und der Funktionalisierung der Schüler zum Zwecke eines egozentrischen,
selbststabilisierenden Tagebuchschreibens. Diese Schwerpunkte bilden
zugleich die Kritik des kinderfreundlichen Konzeptes. Gerspach, Manfred: Vom falschen Pathos der Fraternisierung. Oder: Wie Integration an ihren inneren Widersprüchen zu scheitern droht. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 1990, 54-72 Abstract: Zunehmend werden im Schulbereich mehr integrative Klassen
eingerichtet, in denen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam
unterrichtet werden. So begrüßenswert diese Entwicklung unter
reformpädagogischen Gesichtspunkten ist, so problematisch nehmen
sich solche Projekte da aus, wo sie nicht am unmittelbaren Wohnort der
betroffenen Kinder angesiedelt sind, sondern sich ein bestimmter Elternkreis
zusammenfindet, der die Kinder zu sogenannten >Integrationszentren<
schickt. Hinter dem damit meist konstituierten elitären Klima tauchen
eine Reihe unbewußter Strategien auf, Schule fürs eigene
Kind aufzubereiten. Diesen Abwehrmechanismen ist nachzugehen, um zu
verhindern, daß die integrative Pädagogik an ihren eigenen
Widersprüchen scheitert. Schäfer, Gerd E.: Bildungsprozesse und Symbolisierung im frühen Kindesalter. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 1990, 75-86 Abstract: Kindliche Bildung hat nicht nur mit der Identität des
Kindes zutun. Sie ist eingebettet in das szenische Geschehen ihrer Verläufe.
Bildung orientiert sich an möglichen Formen der Welterfahrung und
bezieht sich sowohl auf die subjektiv wie auf die objektiv gegebenen
Deutungshorizonte. Der Autor vertritt die These, daß es der Symbolisierungsvorgang
ist, der diese verschiedenen Gesichtspunkte prozeßhaft integriert.
Symbolbildung ist das Ergebnis eines geglückten psychosozialen
Trennungsprozesses. Dabei bezieht er sich auf zwei psychologische Symboltheorien,
1. den klassischen psychoanalytischen Symbolbegriff und 2. die Symbolbildung
bei Piaget. Dabei kommt dem Spiel im kindlichen Bildungsprozeß
besondere Bedeutung zu. Aigner, Josef Christian: Psychoanalyse und Sexualerziehung. Psychoanalytische Pädagogik als Herausforderung für die Sexualpädagogik. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Padagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 87-100 Abstract: Die Durchsicht älterer Schriften und Zeugnisse zur Psychoanalytischen
Pädagogik auf deren Ansätze, Vorschläge und Meinungen
zur Sexualerziehung erbringt einige Überraschungen. Insbesondere Autoren
wie Georg Groddeck und nicht zuletzt Sigmund Freud selbst lassen es
bezüglich der Notwendigkeit familiärer und auch schulischer
Sexualerziehung nicht an Deutlichkeit fehlen. Dabei nehmen sie hinsichtlich
konkreter Fragen — etwa Masturbation oder Homosexualität
— Standpunkte ein, die sich in ihrer Liberalität und Sexualfreundlichkeit
bis heute herauf in der öffentlichen Diskussion zur Sexualpädagogik
noch nicht durchgesetzt haben, wie das etwa in Österreich bei der Diskussion
um Materialien zur schulischen Sexualerziehung Ende der 80er Jahre deutlich
wurde. Der Aufsatz will die Gründe für diesen »Kulturverzug«
aufspüren und ihre ideologischen Hintergründe analysieren.
Es wird gezeigt, wie »radikal« (an die Wurzeln gehend) die
Psychoanalyse schon in ihrer Frühzeit mit ihren pädagogischen
Konsequenzen zur Kultur- und Gesellschaftskritik war und wie wenig an
Brisanz ihre Denkansätze bis heute verloren haben. Göppel, Rolf: Die »paranoid-schizoide Position« und die »depressive Position« im Erleben der Mutter. Ein Versuch über Melanie Kleins persönlich-biographische Wahrheit. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 101-119 Abstract: Melanie Kleins Beschreibung des frühkindlichen Welterlebens
und ihre Begriffe der »paranoid-schizoiden Position« und
der »depressiven Position« gelten als wichtige Beiträge
zur psychoanalytischen Theorie der frühen Kindheit. Da jedoch über
das subjektive Empfinden des Säuglings aus prinzipiellen Gründen
objektiv nur sehr wenig gewußt werden kann, enthalten diese Beschreibungen
notwendig ein hohes Maß an Spekulation — und womöglich
auch an Projektion. Während Klein die psychische Situation des
Säuglings in sehr düsteren Farben zeichnet, stellt sie die
der Mutter auffallend positiv und frei von jeder Ambivalenz dar. Der
Beitrag versucht nun, die Perspektive umzudrehen, und Melanie Kleins
Beschreibung der kindlichen Erlebniswelt als verschlüsselte Beschreibung
der mütterlichen Erfahrung zu verstehen. Er stützt sich dabei
auf Erfahrungsberichte frischgebackener Eltern, die die mit der Elternschaft
verbundenen radikalen Lebensveränderungen meist als recht problematisch
und die Gefühle gegenüber dem Kind durchaus als ambivalent
schildern. In einem zweiten Teil werden dann einige methodische Probleme
von Melanie Kleins Zugang zur Säuglingspsychologie erörtert
und gezeigt, daß ihr ganzes System auf zwei problematischen Voraussetzungen
beruht, der Existenz angeborener, phylogenetisch erworbener Phantasieinhalte
und der Existenz eines Todestriebes, der schon auf der frühesten
Entwicklungsstufe als Destruktionstrieb gegen die Außenwelt gewendet
wird. Körner, Jürgen: Welcher Begründung bedarf die psychoanalytische Pädagogik? In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz,130-140 Abstract: Eine kritische Würdigung des Aufsatzes von Helmuth Figdor
im Band 1 dieses Jahrbuches kommt zu dem Ergebnis, daß es wenig
aussichtsreich ist, die psychoanalytische Pädagogik mit Hilfe theoretischer
Erwägungen zu begründen. Vielmehr käme es darauf an,
eine reflektierte Praxis psychoanalytischer Pädagogik fortzuentwickeln
— ähnlich wie im Falle der Psychoanalyse selbst, die ja auch
aus praktischen, konfliktreichen Erfahrungen hervorging. Wesentlich
ist aber, daß vor der Anwendung psychoanalytischer Begriffe und
Handlungskompetenzen in einem pädagogischen Praxisfeld sorgfältig
zu prüfen ist, wie die »technischen« Konzepte der Psychoanalyse
(Abstinenzregel, freie Assoziation, gleichschwebende Aufmerksamkeit
usw.) aufeinander bezogen sind; wenig sinnvoll ist es, einzelne Konzepte
(z.B. Übertragung oder Regression) herauszugreifen und in ganz
anderen Praxisfeldern anzuwenden. Figdor, Helmuth: Wer nicht erkennen will, muß glauben. Nachträgliches zu Jürgen Körner und Volker Schmid. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 141-148 Abstract: Figdor weist darauf hin, daß einige der kritischen
Bemerkungen von Körner und Schmid zu seinem Aufsatz in Band 1 des
Jahrbuches einem Mißverstehen des systematischen Ansatzes dieser
Arbeit entspringen. Er betont die Notwendigkeit einer erkenntnistheoretischen
Reflexion der Voraussetzungen psychoanalytischer Praxis
und Theorie, verdeutlicht die Fragestellungen der rezensierten Arbeit
und setzt sich kritisch mit einzelnen Einwänden Körners und
Schmids auseinander. Gstach, Johannes: Psychoanalyse — Individualpsychologie — Pädagogik. Weiteres zur psychoanalytisch-pädagogischen Literatur seit 1983 unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung individualpsychologischer Studien. In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 2. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 153- 191 Abstract: In diesem Beitrag wird zunächst das Verhältnis
zwischen Psychoanalyse und Individualpsychologie einer Untersuchung
unterzogen. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob die Individualpsychologie
eine Tiefenpsychologie ist; weiters wird geprüft, ob sie als eine
psychoanalytische Schule angesehen werden kann. Im Anschluß daran
soll ein Überblick über das Spektrum individualpsychologischer
Beiträge zu verschiedenen pädagogischen Praxisbereichen gegeben
werden. Den Abschluß dieses Beitrages bildet die Fortführung
jener Literaturübersicht, die im Band 1 des »Jahrbuchs für
Psychoanalytische Pädagogik« von Horvath / Scheidl-Trummer
begonnen wurde.
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